Unsere Geschichte
In Sommerau im Ruwertal leben nur rund 70 Einwohner. Zudem gibt es dort die Ruine einer einstmals stolzen Burg und die letzte noch voll produzierende Wassermühle in der Region Trier.
Als die Mühle anno 1330 gebaut wurde, herrschte oberhalb auf der Burg noch Leben. Heute sind die vom Landadel abstammenden Bewohner längst verschwunden – „nur die Geister von denselben, spuken noch in den Gewölben“. Kein Spuk ist aber der 689 Jahre alte Mühlenbetrieb an der Dorfstraße, heute die Wagner Walzenmühle.
Noch immer wird sie mit der Wasserkraft der Ruwer betrieben. Um dazu mehr Gefälle zu erhalten, wird das Gewässer seit 1330 eigens durch einen künstlichen Felsdurchstich geleitet – den so genannten Sommerauer Wasserfall. Es rauscht nur noch der Bach.
Seit fünf Generationen ist die Mühle im Besitz der Familie Wagner. Müllermeister Wolfgang Wagner leitet heute den Betrieb. Mit den meisten alten „Mahlmühlen“ auf dem Lande ging es insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg steil bergab.
Großbetriebe der Nahrungsmittelkonzerne übernahmen in den 50er-Jahren das Regiment – „Sonnenstern“ und Co. lassen grüßen. Nur wenige Mühlen mit Wasserrad, Mühlsteinen und hölzernen Mahlwerk überlebten im Originalzustand – hin und wieder hört man sie heute noch als Museumsbetrieb am rauschenden Bach klappern. Bei der Wagner Mühle in Sommerau rauscht zwar noch der Bach, aber es klappert nichts mehr. Nur das zur Zierde im Vorgarten aufgestellte alte Wasserrad und ein Wandgemälde von der alten Mühle erinnern noch an den Urzustand. Diesen Veränderungen ist aber auch zu verdanken, dass der Betrieb überleben konnte. Vor rund 15 Jahren wurde der Betrieb von Grund auf modernisiert.
Seither erzeugt eine Durchlaufturbine Strom aus Wasserkraft, der wiederum die vier vollautomatischen Doppelwalzenstühle antreibt.
Wer also in Sommerau eine romantische Mühle am Bach erwartet, wird enttäuscht.
Für Wagners Kundschaft, zu der Bäckereibetriebe und mittlerweile auch viele kleine Läden aus der Region gehören, spielt dies aber keine Rolle. Viele Privatkunden kommen auch gerne in unserem kleinen Mühlenladen einkaufen. Sie alle legen Wert auf Produktvielfalt und Spezialmischungen.
Auf die Frage, was verarbeitet und was produziert wird, muss Müllermeister Wagner weit ausholen: Weizen, Roggen, Hafer, aber auch Dinkel und Emmer werden durch die geriffelten Mahlwalzen geschickt. Heraus kommen verschiedenste Produkte: Mehlmischungen für Bäckereien, Haferflocken, Vollkorn, verschiedene Schrotarten.
Das Gros des Mahlguts verlässt sackweise die Mühle. Angeboten werden auch Kleingebinde für Privathaushalte.
Wenn man also im Kreis Trier-Saarburg in ein frisches Brötchen oder Teilchen beißt, oder wenn man zum „Roggen-Misch“ greift, ist es gut möglich, dass die Grundbestandteile dieser Backwaren mit der Kraft des Ruwerwassers gemahlen wurden.